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Von der Unendlichkeit

Kreise, Linien, Farben – die Bilder von Grafiker Jaswant Singh haben eine hypnotische Wirkung. Sie entstehen in stundenlanger, wochenlanger Tüftelarbeit. Und ermöglichen einen Ausgleich zu seiner anderen Aufgabe – der Leitung des Restaurants Treff.

Regeln entdecken – und ihnen folgen

Konzentriert sitzt Singh vor seinem Computer. Der Betrachter sieht auf dem Bildschirm ein Durcheinander aus Farben und Linien, sehr schön anzusehen. Er aber sieht viel mehr. Was er zeichnet, folgt Regeln, die er selber erst nach und nach entdeckt. «Rot wäre falsch hier», sagt er. Es würde eine Reihenfolge durchbrechen und den Rhythmus stören. Er färbt die Linie anders ein. Dann zoomt er ins Bild hinein und findet einen kleinen Fehler, quasi unsichtbar von weitem, aber hier, millimetergenau, sticht er ins Auge. Und bringt das Konzept durcheinander.

Der Kreis wird zum Quadrat

Jaswant Singh ist gelernter Grafiker, spezialisiert auf Werbegrafik. Die Ausbildung hat er in Malaysia absolviert. Seit 30 Jahren ist er in der Schweiz, und hat die Geheimnisse der Schweizer Kochkunst und Gastfreundlichkeit in den vergangenen Jahren von der Pike auf gelernt. Dennoch hat ihn die Quadratur des Kreises nie losgelassen. Seine Bilder hängen in seinem Restaurant Treff, und sorgen für Gesprächsstoff bei den Gästen, die davon beeindruckt sind, wie verschieden die Welten sind, die hier vereint werden. Kunst und Kochkunst, sozusagen.

Mittelpunkt, von dem alles ausgeht

Der Kreis, so Jaswant Singh, stehe stellvertretend für das Namenlose. Derweil stellt der gelbe Punkt in der Mitte, von dem alle seine Werke ausgehen, jene Farbe dar, die zuoberst in seiner Pyramide steht, vor allen anderen Regenbogenfarben, die an der Basis von Rot und Blau zusammengehalten und zum Teil gemischt werden zu Orange oder zu Grün. Waagrechte Linien zerlegen die Ober- und die Unterwelt, sie sind auch Sinnbild für die urmütterliche Energie. Senkrechte Linien wiederum, so der Künstler, stehen für die Verbindung des Weltlichen mit dem Heiligen, sie versinnbildlichen eine alles durchdringende Energie. Das Weltenkreuz schliesslich verbindet die urmütterliche Substanz mit Energie, wodurch ein Mittelpunkt entsteht, von dem alles ausgeht.

Grenzen sprengen

«Man kann das nicht schnell schnell machen », sagt Singh lächelnd. «Ich muss mich konzentrieren können, und kann an nichts anderes denken.» Im Winter habe er so viel gezeichnet, dass er sich schon wie der Herr der Ringe fühle. Seine Bilder seien Grenzensprenger. «Wir erleben im Alltag überall Grenzen, wir sind eingeordnet in ein System. Wenn man meine Bilder genau anschaut, sieht man, dass sie überall überwunden werden.»

Suche nach Regeln und Symmetrien

Seine neue Serie umfasst 72 Bilder. Alle gehen von einer Ausgangslage aus mit Quadraten, über die Kreise in verschiedenen Abständen gelegt werden. «Ich bin auch immer gespannt, was herauskommt», sagt Singh. Es ist für ihn eine Suche. Er folgt Symmetrien, entdeckt Harmonien. Und wenn es nicht aufgeht, geht er zurück, löst eine Schwierigkeit, und macht weiter. «Das fasziniert mich unglaublich.»

Kunst geniessen und gut essen? Im Treff!

Das Zeichnen ermöglicht es ihm, inmitten des Trubels im Restaurant Treff abzuschalten. Dieses ist ein Spezialfall in der Gastronomieszene. Dank zweier Küchen und zwei verschiedenen Küchenmannschaften ist die Speisekarte aussergewöhnlich vielfältig und bietet asiatische und westliche Spezialitäten auf hohem Niveau. Jaswant Singh, der das Treff 2016 übernahm, führte diese Neuerung ein, und sieht sie als grosses Plus. Davon mehr auf den Seiten 94/95 in diesem Magazin. Ein weiteres grosses Plus im Treff? Die Bilder. Lassen Sie sich im Restaurant Treff inspirieren!

«www.l-xo.com»

Auf dieser Seite bilden wir Ihnen kommentarlos auch eine weitere Stärke von Jaswant Singh ab: Worte. Und - Frage zum Schluss: Was hat es mit seiner aussergewöhnlichen Website auf sich? Ganz einfach: Es geht hier um Senkrechtes, Waagrechtes, um Kreuze und um Kreise. Logisch, nicht wahr?!